prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Kultur, Theater, Oper, Tanz | 10.12.2018
Festivalhöhepunkt mit Lars Eidinger in der Hauptrolle / Von Regina Stölben

Prag - Am Ende des Theaterfestivals gab es ein weiteres Highlight: William Shakespeares Richard III., von der Berliner Schaubühne in der Regie von Thomas Ostermeier. Gleich zwei Mal wurde das Drama im Ständetheater aufgeführt, an beiden Tagen waren alle Tickets restlos ausverkauft.

Im Stück geht es um Machtgier und Hass: Der Wunsch, König zu werden, ist bei dem verkrüppelten Richard so stark, dass er dafür Jeden beseitigt, der ihn daran hindern könnte. Durch seine körperlichen Behinderungen fühlt er sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und beschließt deshalb, ein Scheusal zu werden. Er manipuliert und umgarnt seine Feinde und schafft es am Ende immer, sie auf seine Seite zu ziehen.

Oft steht Lars Eidinger als Richard allein auf der Bühne, von einem einzigen Spot beleuchtet spricht er seine Monologe in ein Mikrofon, das an einem Seil von der Decke hängt. Mal rappt er den Shakespeare-Text im englischen Original, mal schreit oder flüstert er, und lässt das Publikum dabei immer seine unglaubliche Bühnenpräsenz spüren. Richard ist ein wortgewandter Bösewicht und Eidinger spielt ihn mit viel Charme und schwarzem Humor.

Auch das Bühnenbild in der Inszenierung von Thomas Ostermeier ist bemerkenswert: Die Bühne ragt in einem Halbrund ins Publikum hinein und Treppen verbinden sie mit den Zuschauerreihen. Zusätzlich gibt es Leitern auf der Bühne, die zu einem Balkon führen. So können sich die Schauspieler schnell über die Etagen hinwegbewegen. Das, genauso wie die erste Szene des Dramas, mit Konfettikanonen und lauter Musik, und die abrupten Wechsel zu absoluter Stille, erhöhen die Dynamik des Stücks. Diese Energie sowie Eidingers geniale Darbietung sind ausschlaggebend dafür, dass sich die Zuschauer in der Vorstellung, die ohne Pause drei Stunden durchläuft, in keiner Sekunde langweilen.

Das Ständetheater mit seinem historischen Zuschauerraum bildet den perfekten Kontrast zu der modernen Inszenierung. Am Ende wollte der Applaus kaum enden.

Wer mehr von Lars Eidinger sehen möchte, sollte sich seinen neuen Film "25 km/h" oder die Serie "Babylon Berlin" ansehen – absolut zu empfehlen. (regs)

Bildnachweis:
Theater.cz / © Arno Declair
Themen: Theaterfestival, Theater
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