Der Autor

Marian Bleek, Jahrgang 1984, studiert an der Karls-Universität Prag Germanistik. Er ist Stipendiat des Erasmus-Programms für akademischen Austausch der Europäischen Union; seine Heimatuniversität ist in Bonn.

Seine besonderen Interessensschwerpunkte sind Literatur und Sprache, Schach, Sport allgemein, Politik und Geschichte.

Marian Bleek spielt seit Kindertagen aktiv Schach im Verein, zwischenzeitlich sogar in der Jugendbundesliga. Er hat ebenfalls eine wissenschaftliche Arbeit zur Funktion des Schachspiels im Mittelalter verfasst und befasst sich leidenschaftlich mit dem Spiel der Könige.

Für prag aktuell ist er seit Oktober 2014 als Redakteur tätig. In seinem Blog fasst er seine Eindrücke von der Schach-WM in Sotschi zusammen.

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Weitere Einträge

Ein Besuch im Prager Kafka-Museum
Nachbesprechung und Aussicht
Spieltag 10: Die Luft wird dünner für den Herausforderer
Spieltag 9: In Sotschi nichts Neues - ein Turbo-Remis
Spieltag 8: Sand im Getriebe
Spieltag 7: Härteste und längste Auseinandersetzung bisher
Spieltag 6: Vergebene Chancen und die Psyche der Spieler
Spieltag 4 und 5: Die Kontrahenten schaukeln sich ins Unentschieden
Magnus Carlsen gegen Viswanathan Anand - die Revanche
Spieltag 3: Das Imperium schlägt zurück
Spieltag 2: Carlsen siegt nach starkem Angriff

Blog

| Marian Bleek | Rubrik: Sport | 24.11.2014

Schach-WM in Sotschi 2014

Spieltag 11: Knockout für Anand

Die Ausgangssituation vor der elften Partie der Weltmeisterschaft war klar: Gewinnt Carlsen, bleibt er Weltmeister; bei Unentschieden geht das Duell in die zwölfte und letzte Runde.

Carlsen eröffnet mit dem Königsbauern und wie in einigen Partien zuvor auch schon, kommt die Berliner Verteidigung der Spanischen Eröffnung auf's Brett. Carlsen entscheidet sich dafür, die Damen zu tauschen und die Partie schnell ins Endspiel überzuleiten.

In dieser Partie wählt Anand allerdings einen anderen Aufbau und bringt seinen König zum Damenflügel, nicht wie in den vergangenen Partien zum Königsflügel. Er sichert sich das Läuferpaar und zunächst kann Carlsen mit Weiß kaum die schwarze "Berliner Mauer" attackieren. Anand baut sich solide auf, verbindet seine Türme auf der Grundreihe und hat keinerlei Probleme. Er schickt sich sogar an, selbst die Initiative zu übernehmen, versucht die Stellung über die b-Linie zu öffnen, um die Wirkung der Türme und des Läuferpaars zu entfalten.

Das geht bis zum 26. Zug so. Es schleichen sich ab hier allmählich kleine Ungenauigkeiten beim Schwarz-Spieler ein; Anand wählt nicht mehr die besten Züge und so beginnt sein kleiner Vorteil zu zerbröseln.

Höhepunkt dieses Zerbröselns ist ein fragwürdiges Qualitätsopfer: Anand stellt seinen Turm nach b4, der Turm wird vom Läufer geschlagen, der Läufer vom Bauern. Welche Idee verbirgt sich nur hinter diesem Zug? Das Risiko zu verlieren, wird mit dieser Variante drastisch erhöht, obwohl ein Remis zum Erreichen der nächsten Runde reicht. Seine einzigen Hoffnungen ruhen nunmehr auf dem Freibauern b4 - wenn der nicht zündet, gerät Anands WM-Revanche endgültig zum Blindgänger.

Carlsen zeigt im weiteren Verlauf, warum er der amtierende Weltmeister ist. Er spielt äußerst präzise, findet immer den richtigen Pfad im Dschungel der Varianten und tut Anand nicht den Gefallen, in eine der zahlreichen Fallen zu tappen. Vor der Vielzahl der zu berechnenden Varianten kann der Amateurspieler nur staunend den Hut ziehen.

Carlsen behält jedoch die Übersicht und spielt Anand gnadenlos an die Wand. Im 45. Zug hisst der Inder dann die weiße Fahne - seine Chance, erneut Weltmeister zu werden, ist perdu; Magnus Carlsen bleibt Weltmeister.

Endergebnis: 6,5 : 4,5.

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