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Überraschungsfrei

Prag - Zum Spiel der Belgier ziehe ich eigens einen lustigen Hut an, er ist in den belgischen Nationalfarben gehalten. Dass es sich dabei nicht um die deutschen Farben handelt, ist vor Jahren in Köln erprobt, nein, es ist ein lustiger belgischer Hut, eigentlich eine Mütze mit ein paar Schlappohren, an deren Ende kleine Schellen hängen. Wenn ich den Kopf schüttele, läutet es leise, aber mir ist nicht besonders nach headbanging. In Fred’s Bar treffe ich Nick, ich bin an diesem Tag zu faul für den Weg in den Rieger-Park. Außerdem, was soll in dem Spiel schon groß passieren?

Deutschland und Brasilien kommen weiter

Prag - Viertelfinale, das ist die Scheidelinie bei einer We Em. Wer durch’s Viertelfinale kommt, ist auf jeden Fall auch in der letzten Woche noch dabei. Wer in der letzten Woche noch dabei ist, hat mehr von der We Em.

Freitagmorgen, meine berufliche Verrichtung endet früh, potentielle Kunden wollen ins Wochenende, ich sehe bereits einen langen, quälenden Tag vor mir, bis Deutschland gegen Frankreich angepfiffen wird. Ich setze mich in den noch leeren Biergarten und lese, dass Yogi Löw ganz tiefenentspannt ist. Aha, ihm stehen auch alle Mann außer Shkodran Mustafi zur Verfügung, das ist gut. Wenn der Yogi tiefenentspannt ist, bin ich es auch, beschließe ich. Ich mache noch ein paar Entspannungsübungen im Park, nehme einen Umweg über ein neu eröffnetes China-Restaurant und halte Siesta.

Kohle-und-Stahl-Europa gegen Lateinamerika

Prag - Nach dem Deutschland-Drama vom Vortag ist es schwer, die beiden abschließenden Achtelfinale noch ernst zu nehmen. Argentinien gegen Schweiz, das Spiel hat natürlich einen klaren Favoriten. Der gewinnt auch am Ende, doch bis dahin ist es ein langer Weg und viel Zeit vor dem Bildschirm in Fred’s Bar. Die Schweizer machen das gut und schirmen Messi clever ab. Statt seiner probiert es immer wieder di María mit gefährlichen Schüssen. Die Schweizer stehen aber keineswegs nur hinten drin, sondern suchen ihre Chance.

Europa gegen Mittelamerika unentschieden

Prag - Es ist so richtig ein Sonntag, um die WM zu schauen. Schade, dass die Spiele erst am Abend beginnen, sonst könnte man sich den verregneten Nachmittag angenehmer vertreiben. In einer Regenpause wage ich mich in den Park, wo ich versonnen auf die Stadt hinunterblicke, auf den Veitshügel mit der größten Bronzereiterstatue der Welt mit einem Reiter mit Augenklappe, dem hussitischen Heeresführer Jan Žižka, am Vortag habe ich den nach ihm benannten Stadteil besucht und die ersten Regentropfen während des Spätspiels haben bereits auf die heutige Wetterlage vorausgedeutet.

Kleine Südamerikameisterschaft

Prag - Was so ein fußballfreier Tag alles bewirkt. Ich wache samstags früh auf, bin aber dennoch ausgeschlafen. Dann mache ich mich singend und pfeifend an die Arbeit, bearbeite einen Wäscherest glättungstechnisch, sorge in der Waschmaschine gleich für Nachschub, beziehe mein Bett frisch, räume den Bücherstapel auf meinem Bettbeistelltisch auf, putze gleich mal und entdecke, dass Fliegenkadaver nicht so recht verwesen. Dermaßen in Fahrt gekommen, mache ich in anderen Zimmern weiter, bis ich im Badezimmer das Tüpfelchen aufs i setze, sogar das Waschbecken glänzt jetzt wieder.

Arbeit verrichtet

Prag - Uff, geschafft, die Vorrundenfolter ist vorbei. Am Anfang macht es viel Freude Spiele wie Philippinen gegen Fidschi Inseln zu verfolgen, vierzehn, fünfzehn Tage Vollversorgung mit drei bis vier Spielen am Tag. Fiese Fouls, falsche Pfiffe, fanatische Fans, flinke Verteidiger, fehlende Fortune. Freistöße, Fehlpässe, Flanken, Führung, Verzweiflung. Vor Fußballüberfütterung fange if fon an fu lifpeln. Ftopp.

Lahm im Mittelfeld

Lateinamerika erleidet Verluste

Prag  - Selbst am Tag nach Griechenlands Triumph muss ich mich vor der kleinen fußballinteressierten tschechischen Öffentlichkeit falscher Loyalität bezichtigen lassen. Es fehlt einzig, als Rassist abgestempelt zu werden, weil ich nicht die Elfenbeinküste unterstützt habe. Alle, aber auch restlos alle argumentieren gleich. Sie sind halt sehr berechenbar, die lieben Tschechen. Und euroskeptisch obendrein. Und nachtragend, selbst nach zehn Jahren können sie den Griechen immer noch nicht verzeihen, die tschechische Schludrigkeit in der Chancenverwertung nach 105 Minuten bestraft zu haben.

Italienisches Fiasko, griechisches Drama

Prag - Luis Suarez ist ein Spieler mit Biss. Dieser Satz genügt zwar nicht den höchsten Höhen klassischer Literatur, die dieser Abend bietet, er taugt gerade mal zum Schenkelklopfer. Der gebührt in diesem Fall jedoch England, drei Spiele, zwei Niederlagen, zwei Törchen. Frank Lampard nennt es eine Schande, andere sehen darin nur die konsequente Entwicklung der splendid isolation, in welcher der Prämien-Liga-Fußball auf der Insel lebt.

Europa gegen Lateinamerika ausgeglichen

Prag - Noch befinden wir uns in der Gruppenphase, Spanien gibt als erstes Team seine Abschiedsvorstellung. Nostalgie kommt auf, als ich David Villa und Fernando Torres ein letztes Mal zusammen angreifen sehe. Mir fallen die unvergesslichen Bilder der EM 2008 ein, Villa spielt die russische Abwehr schwindelig und Torres erhält den Raum für seine Tore. Ich habe beinahe Tränen in den Augen, als Villa den Platz verlässt und damit die große Fußballbühne. Zum Ende seiner Karriere schnürt er noch mal die Stiefel für FC New York, das wird es dann wohl gewesen sein.

Algerische Überraschung

Prag - Noch immer ungehalten über das schwache deutsche Spiel vom Vortag klage ich Nick mein Leid. Unser Trainer ist verrückt. Wir haben den wohl besten rechten Verteidiger der Welt, aber wo spielt er? Im Mittelfeld. Und der Müller, der muss sich vorne in der Spitze aufreiben, wo doch jeder weiß, dass er hinter der Spitze am torgefährlichsten ist. Aber der Löw hat ja den Kader lange Jahre geplant, so dass wir jetzt fast ohne Stürmer dastehen. Den Kießling hat er so lange ignoriert, dass der wohl eh nicht mitgefahren wäre. Den Gomez hat er vor zwei Jahren auch niedergemacht, der Mann schießt die ersten drei Tore für das Team, bereitet das vierte vor und findet sich zum Dank auf der Bank wieder. Dem Schmelzer hat der Löw ja seinerzeit auch gesagt, dass er ihn nur aufstellt, weil er keinen besseren findet. Das sind echte Motivationskünste. Deshalb muss der Höwedes auch pro Spiel zwei Mal an der Grundlinie auf Linksaußenposition zur Eckfahne spurten und zurück. Es gibt in Deutschland ja angeblich keine Außenverteidiger mehr.

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