Was war nach der Niederlage am zweiten Spieltag nicht schon alles gesagt worden; es war die Stunde der Kritiker, Anand sei zu alt, könne gegen Carlsen gar nicht gewinnen, weil dieser zu stark sei - alles erwartbar. Nicht erwartbar war hingegen die Partie des dritten Spieltages, die Antwort des Herausforderers nach der krachenden Niederlage. Aber der Reihe nach.
Anand hat wieder Weiß und eröffnet erneut mit dem Damenbauern. Carlsen spielt dieses Mal einen anderen Aufbau als in der ersten Partie, was wiederum Anand ermöglicht, eine ebenso aggressive wie ambitionierte Variante des abgelehnten Damengambits zu versuchen. Eine Variante die ganz aktuell kontrovers diskutiert wird. Er hat keine Wahl, er muss sofort ausgleichen, um den psychischen Druck abzuschütteln und um endlich einmal zu siegen.
Die Partie nimmt sehr schnell Fahrt auf, Anand opfert einen Bauern und erhält dafür eine sehr druckvolle Angriffsstellung; diesmal ist es der Weltmeister, der um Ausgleich bemüht ist.
An der selbstsicheren und zügigen Spielweise bemerkt der Zuschauer sofort, dass Anand dieses Abspiel bis ins kleinste Detail geplant hat - anders als Carlsen. Es gelingt Anand einen Bauern bis auf das Feld c7 zu treiben, nur ein Feld von der Umwandlung zur Dame entfernt. Gefestigt wird dieser Bauer vom schwarzfeldrigen Läufer wie ein in der Tiefe unsichtbar schlummernder Anker. An dieser Konstellation wird sich der Schwarze noch die Zähne ausbeißen.