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Schach-WM in Sotschi 2014

Die zehnte Partie der Schachweltmeisterschaft ist vorüber und Anand musste in seiner vorletzten Weiß-Partie Wege finden, die WM wieder auszugleichen.

Er eröffnete wieder mit dem Damenbauern und auf das Brett kommt die Grünfeld-Indische Verteidigung, welche  das Publikum schon in der ersten Runde zu sehen bekam.

Im fünften Zug wählt Anand dann ein scharfes Abspiel, die Russische Variante mit Dame b3. Natürlich will er angreifen, den nächsten Sieg einfahren - viele Möglichkeiten bieten sich nicht mehr.

Schach-WM in Sotschi 2014

Diese achte Partie der Schach-WM vermochte es nicht, das Publikum zu begeistern.

Anand eröffnete wie in all seinen Weiß-Partien dieser WM wieder mit dem Damenbauern. Die Partie folgt zunächst dem Abspiel der dritten Runde, die Anand rasant gewonnen hatte - Abgelehntes Damengambit.

Diesmal weicht der Weltmeister allerdings rasch ab und wählt einen anderen Zug, die bittere dritte Runde hat er schließlich nicht vergessen.

Mindmaze in Prag

Als mir ein paar Freunde das erste Mal von Mindmaze berichteten, konnte ich nichts damit anfangen. Es klang für mich zunächst einmal sehr kryptisch, weckte aber mein Interesse. Es galt also herauszufinden, was Mindmaze überhaupt ist.

Standort

Mindmaze
Tyršova 9 Praha, Praha 2
Tschechische Republik
49° 18' 24.8004" N, 17° 5' 49.1424" E
CZ

Schach-WM in Sotschi 2014

Das hat heute sehr lange gedauert, ganze 122 Züge. Um es genauer einzuordnen: Die Zuschauer dieser siebten Partie der Schach-WM waren Zeuge der zweitlängsten Partie, die jemals bei einer Weltmeisterschaft ausgefochten wurde, einzig die Partie zwischen Viktor Kortschnoi und Anatoli Karpov 1978 war um zwei Züge länger.

Peter Svidler, der Kommentator des englischen Livestreams, giggelte amüsiert, dass doch irgendjemand den Spielern einen Hinweis hätte geben können, damit sie diesen Eintrag in der Schachgeschichte erhalten, aber daraus wurde nichts.

Schach-WM in Sotschi 2014

Seit dem 8. November sitzen sie sich in Sotschi also wieder gegenüber: Magnus Carlsen (23), Schachweltmeister, und der, der wieder Weltmeister werden will, der entthronte Ex-Weltmeister Viswanathan Anand (44).

Im letzten Jahr verlor der Inder gegen den Norweger ausgerechnet vor heimischem Publikum in Chennai überaus deutlich seinen Titel mit 6,5 : 3,5; schon nach zehn von ursprünglich zwölf angesetzten Runden musste "Vishy" Anand die Waffen strecken, nicht ein Spiel konnte er gewinnen - nicht nur im Schach nennt man so etwas eine "Klatsche".

Schach-WM in Sotschi 2014

Was war nach der Niederlage am zweiten Spieltag nicht schon alles gesagt worden; es war die Stunde der Kritiker, Anand sei zu alt, könne gegen Carlsen gar nicht gewinnen, weil dieser zu stark sei - alles erwartbar. Nicht erwartbar war hingegen die Partie des dritten Spieltages, die Antwort des Herausforderers nach der krachenden Niederlage. Aber der Reihe nach.

Anand hat wieder Weiß und eröffnet erneut mit dem Damenbauern. Carlsen spielt dieses Mal einen anderen Aufbau als in der ersten Partie, was wiederum Anand ermöglicht, eine ebenso aggressive wie ambitionierte Variante des abgelehnten Damengambits zu versuchen. Eine Variante die ganz aktuell kontrovers diskutiert wird. Er hat keine Wahl, er muss sofort ausgleichen, um den psychischen Druck abzuschütteln und um endlich einmal zu siegen.

Die Partie nimmt sehr schnell Fahrt auf, Anand opfert einen Bauern und erhält dafür eine sehr druckvolle Angriffsstellung; diesmal ist es der Weltmeister, der um Ausgleich bemüht ist.

An der selbstsicheren und zügigen Spielweise bemerkt der Zuschauer sofort, dass Anand dieses Abspiel bis ins kleinste Detail geplant hat - anders als Carlsen. Es gelingt Anand einen Bauern bis auf das Feld c7 zu treiben, nur ein Feld von der Umwandlung zur Dame entfernt. Gefestigt wird dieser Bauer vom schwarzfeldrigen Läufer wie ein in der Tiefe unsichtbar schlummernder Anker. An dieser Konstellation wird sich der Schwarze noch die Zähne ausbeißen.

Marian Bleek

Marian Bleek, Jahrgang 1984, studiert an der Karls-Universität Prag Germanistik. Er ist Stipendiat des Erasmus-Programms für akademischen Austausch der Europäischen Union; seine Heimatuniversität ist in Bonn.

Seine besonderen Interessensschwerpunkte sind Literatur und Sprache, Schach, Sport allgemein, Politik und Geschichte.

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