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Endlich gewinnt auch Portugal

Halbfinale und ich schaue mit sehr speziellen Freunden. Ein Journalist, ein Aktivist und ein Theatermacher. Alle Tschechen, alle Fußballkenner. Alle gegen Cristiano Ronaldo. Das ist ein echtes Phänomen in diesen Turniertagen. Gegen die portugiesische Mannschaft hat niemand etwas einzuwenden. Vielleicht könnten sie auch mal ein Spiel gewinnen, denkt sich jeder, nicht nur durch Unentschieden, Verlängerungen und Elfmeterschießen weiterkommen. Aber alle scheinen sich einig zu sein: Cristiano Ronaldo, nein danke.

Favorit vermeidet Straucheln

Mechanisch gehe ich ins Rieger-Park-Stadion, doch ich bin nicht ganz bei der Sache. Das Spiel vom Vortag steckt mir noch gehörig in den Knochen und mein Magen hat tagsüber bedenkliche Ausfallerscheinungen. Zugegeben, das liegt auch am Essen, das ich mit Heißhunger gleich nach dem Aufstehen verschlinge und wahrscheinlich ein wenig zu lange außerhalb des Kühlschranks gestanden hat. Auf jeden Fall hat sich mein Magen nach etwa einer Stunde massiv dagegen gewehrt, es bei sich zu behalten. Ich versuche anschließend die alte Heilmethode Cola und Weißbrot, das hilft bedingt.

Oh, wie ist das schön!

Gleich vorweg, ich weiß nicht mehr genau, wie dieses absurdeste aller Elfmeterschießen auf allerhöchstem Niveau ausgegangen ist, ich weiß nur, dass sich am Ende Gary Lineckers Altvorderenweisheit bewahrheitet hat. Fußball ist ein Spiel mit elf undsoweiter undsofort. Egal, es war ein Spiel, von dem man seinen Enkeln noch erzählt. Wenn man Deutscher ist. Dabei fing alles gar nicht so gut an.

Wales? Wales!

Freitagabend, Viertelfinale nach einem heißen Sommertag, das Rieger-Park-Stadion ruft. Ich habe einen klaren Favoriten für dieses Spiel und verlasse mich da ganz auf meinen Fußballverstand. Ebenso absichtlich lasse ich meine Brille zu Hause und setze mich besonders nah ans Spielgeschehen. Ich meide auch die allzu große Nähe zu den lustigen belgischen Fans in ihren schwarz-gelb-roten Perücken und den struwweligen Haarhauben um den Kopf herum. Ich sitze inmitten von Tschechen, was ich zunächst bereue, da ich das hinlänglich bekannte Repertoire von Vulgarismen nicht überhören kann.

Fremdgehen geht im Fußball schief

Die alte Regel, ja die alte Regel, aufgestellt zu Beginn des Turniers, sie bewahrheitet sich wieder. Bei einer Eh Emm hat man nur ein Team – sein Team. Mit anderen Teams mitfiebern? Unsinn. Ich habe es in diesem Turnier schon mehrfach erlebt. Ich freunde mich mit ein paar Türken in Fred's Bar an und die Türkei verliert. Dann fiebere ich mit Fred und seinen Schweden, die Skandinavier scheiden aus. Ich gehe zu den Kroaten beim Achtelfinale, es bedeutet deren Ende. Noch davor schaue ich mir die Tschechen mit einem tschechischen Freund an, was soll ich sagen, sie verlieren.

Englands Truppe knickt nach Brexit ein

Gleich mal vorweg: Unglaublich, dieser Spieltag. Von dem ich leider nur etwa 70% sehen kann. Doch die 20% des Endspiels um die Komplettierung der Viertelfinalbegegnung mit Teilnahme Deutschlands genügen für ein erschöpfendes Bild. Als ich den Computer ausschalte und den Unterricht beende, sehe ich, dass Italien mit 1:0 führt. Ich bin doch etwas überrascht, doch als ich fünf Minuten später in einem Lokal das Spiel sehe, wird mir gleich klar, warum. Am Nebentisch sitzen fünf Spanierinnen auf Klassenfahrt, schauen das Spiel und unterhalten sich gedämpft.

Erste Achtelfinaldramen

Zwei Tage Pause nach der Vorrundenfolter gehen schnell vorbei – zu schnell, finde ich. Was nun folgt ist de Achtelfinalqual mit engen Spielen, noch mehr Spielzeit und dramatik-heuchelnder Elfmeterballerei. Die Folterknechte der Uefa haben gleich mal eine verstärkte Dosis verordnet, drei Spiele der Droge Achtelfinalupper werden verabreicht.

Vorrundenfinale

Da ich mich nicht groß mit dem Ausgang des Spiels Kroatien gegen Spanien abgemüht habe, muss ich am folgenden Tag, dem großen Vorrundenfinale erst begreifen, dass damit die Spanier im Achtelfinale tatsächlich auf die Italiener treffen. Und dass der Sieger dieses Spiels im Viertelfinale auf den Sieger des Spiels Deutschland gegen einen Dritten trifft. Dieser Dritte stellt sich später als die Slowakei heraus. Wenn's also gegen die Slowaken reichen sollte, geht es gegen Angstgegner Italien, gegen das Deutschland noch kein einziges wichtiges Spiel in der Geschichte des Fußballs gewonnen hat.

Tschechiens artfremder Fußball

Am Morgen lasse ich mir ausgiebig die Ereignisse von St. Etienne erzählen. Einer meiner Schüler kommt frisch aus Frankreichs Westen zurück. Die Atmosphäre war Klasse, höre ich. Das Spiel – na ja, die Tschechen eine Stunde lang ziemlich schlecht. Nur defensiv, nur reagierend, voller Angst. Mausetot, bringe ich ihm bei. Das waren sie. Mausetot. Doch dann standen sie wie aus dem Nichts wieder auf, unerklärlich. Mich interessieren die Sicherheitsvorkehrungen um das Stadion. Nicht übermäßig, normal.

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