Mittelböhmen | Rubrik: Reise | 9.9.2015

Baden in der Moldau: die Talsperren Slapy und Štěchovice bei Prag

Hochwasserschutz bescherte Pragern eines der beliebtesten Ziele für Erholungsausflüge

Prag - Der Moldau-Stausee an der Talsperre bei Slapy ist heute eines der beliebtesten Ziele für kurze Erholungsausflüge der Prager ins Umland der tschechischen Hauptstadt.

Der Bau des Staudamms begann 1951 und im April 1954, nach mehr als zwei Jahren Bauzeit, begann sich der Stausee, mit Wasser zu füllen. Im Oktober des selben Jahres wurde die erste der drei Turbinen zur Stromerzeugung in Betrieb genommen und auch die Verkehrsbetriebe des Sees nahmen ihre Arbeit auf.

Der eigentliche Grund für den Bau des Staudamms war jedoch der Hochwasserschutz und man sagt, dass Slapy die Goldene Stadt bereits im Juli 1954 vor einem Hochwasser bewahrt hat. Tatsächlich hatte sich der See zu dieser Zeit das erste Mal gefüllt.

Das größte Ort für Wochenendausflügler und Urlauber am Slapy-Stausee ist das Dorf Živohošť. Viele Hüttencamps, Erholungszentren, Trainingslager und Campingplätze haben sich hier ausgedehnt und mache den Ort heute zu einem der Haupturlaubsziele.

Beide Uferseiten des Sees dienen vornehmlich im Sommer als Ausgangspunkt für Wassersportarten, zum Schwimmen, Surfen und andere Aktivitäten. Es gibt eine Seerettungsstation, eine Flusspolizei, eine Tauchplattform sowie einen Verleih für Taucherausrüstung ebenso wie natürlich etliche Restaurants und Diskotheken.

Štěchovice

Es hat lange Zeit gedauert, bis die Moldau sich ihren Weg durch die Mitte des böhmischen Beckens von Budweis bis Prag gegraben und dabei ein wunderschönes, magisches Tal hinterlassen hat, das sich durch felsige Berge windet, entlang an Dörfern mit herrlichen Aussichtspunkten. Aus der Vogelperspektive betrachet, erinnert die Landschaft gar an das Gebiet des Amazonas.

Mit dem Bau des Štěchovice-Staudamms wurde während des Zweiten Weltkriegs begonnen und das Projekt in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgeschlossen. Seitdem ist der Stausee ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus Prag, allerdings verschwanden in dem Stausee auch die berüchtigten St.-Johann-Stromschnellen (Svatojánské proudy), die Extremsportler heute sicherlich ausgezeichnet Gelegenheit zum Rafting bieten würden.

Der Staudamm Štechovice ist Teil der Moldau-Kaskade und verwendet für die Stromerzeugung ein Pumpsystem mit zwei Wasserreservoirs. Nachts wird Wasser in den oberen See gepumpt , von wo es tagsüber über die Turbinen in die Moldau geleitet wird.

Nachdem die Habsburger den Thron bestiegen hatten, kam es zu einem regen Salzhandel zwischen den Österreich und den böhmischen Ländern. Das Salz wurde mit Fuhrwagen von Österreich nach Budweis gebracht und von dort mit Schiffen oder Flößen auf der Moldau den ganzen Weg nach Prag.

Die Flusspassage war allerdings sehr gefährlich und anspruchsvoll, mit tückischen Stromschnellen und mörderischen Felsen, die als Hindernisse auf die Schiffer warteten. Das Flussbett wurde daher im Laufe der Zeit immer weiter geschliffen, Wehre gebaut und Felsen gesprengt.

Der gefährlichste Abschnitt war der auf der Höhe von Štěchovice und im Jahr 1722 wurde daher an dieser Stelle eine Statue des Heiligen Johann von Nepomuk aufgestellt, dem Schutzpatron der Schiffer und Seeleute.

Seitdem trugen die Stromschnellen den Namen St.- Johanns-Stromschnellen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war das Gebiet um die romantischen St. Johanns-Stromschnellen ein wahres Paradies für alle Naturfreunde, Wanderer, Fahrradfahrer und selbstverständlich Wassersportler.

Mit den Stromschnellen hatte es ein Ende, als sich der Stausee mit Wasser füllte und die Stromschnellen schlicht im Wasser versanken. Ironischerweise wurde die und eigentlich fast arbeitslose Statue dagegen gerettet, indem sie einige Hundert Meter flussabwärts versetzt wurde, unterhalb der Staumauer. (nk)

Autor: Tschechien Online - Ressort Reise
Zuletzt aktualisiert: 4.3.2016

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Info

Talsperre Slapy (přehrada Slapy)

Region: Mittelböhmen (Středočeský kraj)

Standort

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