Rubrik: Musik | Veröffentlicht am: 03.03.2014

Prag - Am 3. März 1994 starb in München der tschechische Liedermacher Karel Kryl. Seine Lieder kennen in Tschechien bis heute Jung und Alt, man singt sie am Lagerfeuer, hört sie im Radio oder versucht sich an ihnen bei "Superstar"-Gesangswettbewerben.

Karel Kryl ist ein tschechischer Nationalheld und - obwohl Emigrant -  einer der wenigen unangefochtenen: Schon zu Lebzeiten als Protestsänger eine Legende, entrückte ihn sein früher Tod vollends zum Nationalheiligen. Als der widerspenstige Sänger für immer verstummte, war er keine fünfzig.

Die "Samtene Revolution" war da grade mal vier Jahre her und der lebendige Karel Kryl aus Fleisch und Blut offenbar für seine Umwelt nicht nur ein sehr unbequemer, sondern teilweise auch unangenehmer, weil sehr desillusionierter und auch verbitterter Zeitgenosse.

Triumphal war dabei seine Rückkehr aus der Emigration in den Tagen der Wendezeit. Das Video ist ein vom Tschechoslowakischen Fernsehen aufgezeichneter Ausschnitt eines Konzerts vom 3. Dezember 1989 in der Sportovní hala in Prag. Karel Kryl begrüßt sein Publikum mit "Ahoj, občani" und beginnt das "Konzert für alle anständigen Menschen" mit seinem bekannten "Morituri te salutant".

Bemerkenswert ist der Hintergrund, vor dem dieser Auftritt damals stattfand: Am 26. November 1989 war Karel Kryls Mutter in Ostrava gestorben. Die Beerdigung wurde für den 1. Dezember angesetzt. Erstmals nach 20 Jahren kehrte Karel Kryl aus diesem Anlass aus dem Exil in seine Heimat zurück. Die kommunistischen Behörden hatten ihm dafür ein 48-Stunden-Visum ausgestellt. Am 30. November landete Kryl auf dem Flughafen in Prag, wo ihn einige Freunde und Journalisten erwarteten.

Kryls Visum wurde jedoch überraschend um eine Woche verlängert, und so konnte der kurzfristig zurückgekehrte Liedermacher in den folgenden Tagen an die 30 Konzerte geben - die allesamt ausverkauft waren. Auf den Konzerten sang das Publikum viele der Lieder mit. Karel Kryl selbst zeigte sich überrascht, wie populär er nach 20 Jahren im Exil in seiner Heimat noch war. Kryl sagte später über die Konzerte in dieser Zeit: "So etwas schönes und Angenehmes habe ich nie vorher erlebt. Es war eine ungeheure Satisfaktion und Freude." (nk)

Autor: Niels Köhler
Themen: Karel Kryl
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