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prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Panorama | 11. März 2024, 10:26 Uhr
Willkommen in der Welt der Oldtimer: Ein kulturelles Erbe Tschechiens

Prag - Oldtimer verkörpern Geschichte und Tradition auf vier Rädern. In Tschechien sind sie mehr als nur Fahrzeuge; sie sind lebendige Zeugnisse der technischen Innovation und des Designs vergangener Zeiten. Ihre Präsenz auf den Straßen und bei Veranstaltungen weckt Bewunderung und Stolz und verbindet Generationen mit einem gemeinsamen Interesse. Dieser Artikel beleuchtet, warum Oldtimer in Tschechien weit über ihre Funktion hinaus geschätzt werden und welche Rolle sie im kulturellen und gesellschaftlichen Leben spielen.

Die Geschichte der Oldtimer in Tschechien

Die Geschichte der Oldtimer in Tschechien ist eng mit der Entwicklung der Automobilindustrie des Landes verknüpft. Schon früh erkannten tschechische Ingenieure und Unternehmer das Potenzial motorisierter Fahrzeuge und trugen wesentlich zu deren Entwicklung bei. Marken wie Tatra und Škoda wurden zu Pionieren, die innovative Technologien und Designs vorantrieben. Diese Fahrzeuge sind heute nicht nur Sammlerstücke, sondern auch Symbole für den technischen Fortschritt und die kreative Ingenieurskunst Tschechiens.

Die Bewahrung und Restauration von Oldtimern hat sich in Tschechien zu einer eigenen Kultur entwickelt. Fachleute und Enthusiasten widmen sich mit Hingabe der Aufgabe, diese historischen Schätze für zukünftige Generationen zu erhalten.

Veranstaltungen und Treffen von Oldtimer-Clubs bieten außerdem Gelegenheiten, diese fahrenden Kunstwerke zu bewundern und Wissen sowie Erfahrungen auszutauschen. Solche Zusammenkünfte sind nicht nur für Liebhaber klassischer Autos ein Highlight, sondern ziehen Menschen aller Altersgruppen an und fördern das Verständnis für die Automobilgeschichte.

Im Herzen der Kultur: Oldtimer als Symbol nationaler Identität

Oldtimer verkörpern in Tschechien mehr als nur historische Bedeutung; sie sind ein lebendiges Symbol nationaler Identität und Stolz. Diese Fahrzeuge erzählen die Geschichte des tschechischen Volkes, seiner Ingenieurskunst und seiner Fähigkeit, durch Zeiten des Wandels Beständigkeit und Exzellenz zu bewahren.

Oldtimer-Veranstaltungen, wie die jährlich stattfindende Prager Oldtimer Rallye, sind kulturelle Höhepunkte, die Einheimische und Touristen gleichermaßen anziehen. Sie bieten eine Plattform, auf der die Faszination für diese historischen Fahrzeuge gefeiert und an die nächste Generation weitergegeben wird.

Die Wertschätzung für Oldtimer spiegelt sich auch in der tschechischen Film- und Fernsehindustrie wider, wo sie regelmäßig als wichtige Requisiten dienen, um historische Epochen authentisch darzustellen. Diese Praxis unterstreicht die tiefe Verwurzelung der Oldtimer in der nationalen Kultur und trägt dazu bei, ein breiteres Bewusstsein und Interesse an der Automobilgeschichte zu schaffen.

Darüber hinaus sind Oldtimer ein Zeichen für handwerkliches Können und die Bewahrung traditioneller Techniken. Restaurationsprojekte, oft in Familienbetrieben durchgeführt, zeigen die Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten von Generation zu Generation. Diese sorgfältige Pflege und Instandhaltung alter Fahrzeuge demonstriert einen Respekt vor der Vergangenheit und eine Hingabe, die weit über das bloße Hobby hinausgeht.

Der Einfluss von Oldtimern auf den tschechischen Markt

Die Oldtimer-Szene in Tschechien ist ein lebhaftes Beispiel dafür, wie historische Fahrzeuge weit über ihre kulturelle Bedeutung hinaus einen bedeutenden wirtschaftlichen Einfluss haben. Die Leidenschaft für diese klassischen Automobile fördert eine spezialisierte Industrie, die von Restaurationswerkstätten bis hin zu Ersatzteilherstellern reicht. Diese Nische schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern unterstützt auch das Handwerk und die Bewahrung traditioneller Fertigkeiten.

Der Tourismus, angeregt durch Oldtimer-Veranstaltungen, Museen und Ausstellungen, spielt eine wesentliche Rolle für die lokale Wirtschaft. Diese Attraktionen locken Besucher an, die wiederum lokale Unternehmen wie Hotels, Restaurants und Einzelhändler unterstützen. Die Oldtimer-Industrie trägt somit erheblich zum wirtschaftlichen Wohlstand bei und fördert den Erhalt von Kulturgütern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Restaurationsbranche, die nicht nur zur Wirtschaft beiträgt, sondern auch wertvolles Wissen und handwerkliche Fähigkeiten bewahrt. Diese Werkstätten sind oft Familienbetriebe, die ihr Fachwissen über Generationen hinweg weitergeben und so einen unschätzbaren Beitrag zur Kulturgeschichte leisten.

Die Oldtimer-Szene in Tschechien illustriert eindrucksvoll, wie die Begeisterung für historische Fahrzeuge das kulturelle Erbe bereichert und gleichzeitig einen nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzen generiert. Diese dynamische Wechselwirkung zwischen Kultur und Wirtschaft unterstreicht die Bedeutung von Oldtimern als integralen Bestandteil des nationalen Erbes.

Zwischen Leidenschaft und Präzision: Die Kunst der Oldtimer-Restauration

Die Restauration von Oldtimern in Tschechien ist eine Kunstform, die sowohl Leidenschaft als auch Präzision erfordert. Fachleute und Amateure widmen sich mit Hingabe der Aufgabe, historische Fahrzeuge in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Dieser Prozess ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine emotionale Reise, die die tiefe Verbundenheit zwischen Menschen und diesen mechanischen Meisterwerken widerspiegelt.

Ein wesentlicher Aspekt der Oldtimer-Restauration ist die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit und Sicherheit der Fahrzeuge. Hierbei ist die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Ersatzteilen entscheidend. Die Beschaffung von spezialisierten Komponenten wie ABE PKW-Ersatzteile spielt eine zentrale Rolle. Diese Teile sind unerlässlich für die Wiederherstellung und Wartung der Oldtimer, um ihre Authentizität und Leistung zu gewährleisten.

Die Kunst der Restauration umfasst eine breite Palette von Fähigkeiten, von der Metallbearbeitung und Mechanik bis hin zur Stoffrestauration und Lackierung. Jedes Projekt ist einzigartig und erzählt seine eigene Geschichte, die durch die sorgfältige Arbeit der Restauratoren zum Leben erweckt wird. Diese Spezialisten setzen modernste Techniken ein, um die Authentizität der Fahrzeuge zu bewahren, während sie gleichzeitig sicherstellen, dass diese Oldtimer für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Die Beschaffung von Ersatzteilen ist eine weitere Herausforderung, die oft ein umfangreiches Netzwerk und tiefgreifendes Wissen über die jeweiligen Fahrzeugmodelle erfordert. Viele Teile müssen speziell angefertigt oder aufwendig aus aller Welt beschafft werden, was die Restauration zu einem aufwändigen und oft langwierigen Prozess macht.

Die Restauration von Oldtimern ist mehr als nur ein Hobby oder Geschäft; sie ist eine Lebenseinstellung. Sie verbindet Menschen mit ähnlichen Interessen und schafft eine Gemeinschaft, die durch die Liebe zu historischen Fahrzeugen zusammengehalten wird. In Tschechien finden regelmäßig Treffen und Ausstellungen statt, bei denen Restauratoren ihre Arbeit präsentieren und Erfahrungen austauschen können. Diese Veranstaltungen sind nicht nur eine Gelegenheit zur Bewunderung der Fahrzeuge, sondern auch ein Forum für den Austausch von Wissen und Techniken.

Die Oldtimer-Restauration trägt wesentlich zur Erhaltung des kulturellen Erbes bei und demonstriert die Fähigkeit des Menschen, Schönheit und Geschichte durch die Pflege dieser faszinierenden Fahrzeuge zu bewahren. Sie ist ein Zeugnis für die Kreativität und das technische Können, das die tschechische Oldtimer-Szene weltweit bekannt gemacht hat.

Ein Blick auf die Straße voraus: Die Zukunft der Oldtimer in Tschechien

Die Oldtimer-Szene in Tschechien steht vor einer vielversprechenden Zukunft. Mit einer wachsenden Gemeinschaft von Enthusiasten und Fachleuten, die sich der Erhaltung dieser historischen Fahrzeuge widmen, bleibt das Interesse an Oldtimern stark. Die Förderung durch Bildungsprogramme und die Integration moderner Technologien in die Restauration sind Schlüsselaspekte für die Weiterentwicklung dieses Bereichs.

Die Herausforderung, Oldtimer umweltfreundlicher zu gestalten, bietet neue Möglichkeiten für Innovationen. Initiativen zur Elektrifizierung historischer Fahrzeuge gewinnen an Bedeutung und zeigen, dass Tradition und Fortschritt Hand in Hand gehen können. Für weitere Informationen zu aktuellen Trends und Entwicklungen in der Oldtimer-Restauration und -Erhaltung empfiehlt sich ein Blick auf allgemeine Automobil- und Restaurationsressourcen wie der DEKRA.

Die Leidenschaft für Oldtimer in Tschechien ist mehr als nur eine Hommage an die Vergangenheit; sie ist ein lebendiges Kulturerbe, das ständig weiterentwickelt wird. Die Oldtimer-Szene trägt nicht nur zur Bewahrung der Geschichte bei, sondern ist auch ein dynamischer Teil der tschechischen Kultur und Wirtschaft.

Die Zukunft sieht hell aus für die Oldtimer in Tschechien, mit einer Gemeinschaft, die bereit ist, ihr Erbe zu pflegen und für kommende Generationen zu bewahren. (dap)

prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Kultur, Musik | 17. Dezember 2023, 13:58 Uhr
Von Michael Magercord

Prag - Alle Jahre wieder kommt die Zeit der adventlichen Besinnlichkeit, die sich am besten musikalisch untermalt in ihrer ganzen Tragweite genießen lässt. Und weil es um so schöner ist, dies in Gemeinschaft zu tun, stellen wir drei CDs mit Chorgesang vor.

Briten sind bekanntlich pragmatisch und dem Nützlichen zugetan - und "der" Britten sowieso. Nein, das ist keine neue maskuline Form des Genderns, hier geht es um Benjamin Britten. Denn der britischste Komponist des 20. Jahrhunderts wollte immer Musik schaffen, die "useful" sein sollte. Wann aber ist Musik nützlich? Darauf sind wohl viele Antworten möglich, doch für Benjamin Britten war die Antwort "very british": Wenn sie der Gemeinschaft nutzt und der demokratischsten aller gemeinschaftlichen musikalischen Darbietungsformen förderlich ist: dem Chorgesang.

Nun war der Komponist allerdings keiner, der der leichten Muse frönte. Im Gegenteil, seine Klangtechniken genügen durchaus dem Anspruch an zeitgenössische Aktualität der Kunst des Tonsetzens. Und doch haben insbesondere seine Chorwerke eine hohe Zugänglichkeit auch für das im gekünstelten Musik-Ertragen ungeübte, sprich: ungetrübte Ohr bewahrt. Und wer wollte nun ausgerechnet zu Weihnachten sich die Stimmung trüben lassen.

Drei festliche Chorwerke des Briten hat die renommierte Gesangformation Martinů Voices auf ihrer Weihnachts-CD eingespielt. Unter der Leitung von Lukáš Vasilek erklingen das Te Deum in C-Dur mit Orgelbegleitung, die Hymne für die Heilige Cecilia und schließlich eine sogenannte "Zeremonie" aus zwölf Weihnachtsliedern, die jeweils von einer Harfe begleitet werden, gespielt von Kateřina Englichová.

Der Namensgeber des menschlichen Klangkörpers, Bohuslav Martinů, war wie Britten auch so einer dieser Tonsetzer, die dem Volk am Ohr lauschten. Und das gilt ebenso für die drei Komponisten, deren Werke auf einer Einspielung mit dem schönen Titel "Dorfgeschichten" versammelt sind. Leoš Janáček belauschte seine Landsleute in Mähren, Béla Bartók im alten Ungarn und Igor Strawinsky im heimischen Russland. Für den einen, den Mähren, waren es die Wiegenlieder der Heimat, die ihn zum eigenen Schaffen anregten; den anderen, Bartók, die Volksmusik aus der Gegend um Zvolen in der heutigen Slowakei, die ihn zur Kammermusik mit einer Frauenstimme anregte; und den dritten und wohl auch exzentrischsten unter ihnen eine stürmische Hochzeitsfeier.

Igor Strawinsky lebte schon in Paris, als er diese Cantate mit Solostimmen und Chor zu einem Ballett für den legendären Tänzer Sergei Diaghilev umschrieb. 1923 wurde sie uraufgeführt, noch vierzig Jahre später erinnerte sich der Komponist: "Als ich Diaghilev die Hochzeit zum ersten Mal vorspielte, begann er zu weinen. Er sagte, es sei die schönste und reinste russische Schöpfung unseres Balletts."

Wieder hat der Chorleiter Lukáš Vasilek eine gesangskräftige Gruppe um sich versammelt. Der Chor der Prager Philharmonie mit den bekannten Solosängern wie die Sopranistin Kateřina Kněžíková werden von ebenso hochkarätigen Musikern begleitet, wie dem Zemlinsky Streich-Quartett und dem Bläser-Quintett Belfiato.

Und schließlich darf zum Fest einer nicht fehlen: Antonín Dvořák. Sein Te Deum ist ein Meilenstein der Choralmusik, den in Böhmen jeder schon einmal gehört hat. Diese neue erneute Veröffentlichung einer Einspielung vom Chor der Prager Philharmonie und dem Prager Symphonieorchester aus den Jahren 1969 und 1970. Und wenn dazu noch die Messe in D-Dur und die Biblischen Lieder erklingen, dann spätestens wissen wir: Weihnachten steht nun wirklich in der Tür.

 

Alle Angaben zu den vorgestellten CDs:

Benjamin Britten - Te Deum, A Ceremony of Carols, Hymn to St Cecilia

Martinů Voices, Lukáš Vasilek

ANI 124

Hörbeispiel unter: https://animalmusic.cz/album/britten-martinu-voices-lukas-vasilek

 

Village Stories: Stravinsky, Janáček, Bartók

Prague Philharmonic Choir, Lukáš Vasilek

Supraphon SU 4333-2

https://www.supraphon.com/album/763075-stravinsky-janacek-bartok-village...

 

Dvořák: Te Deum, Mass in D major, Biblical Songs

Prague Symphony Orchestra, Václav Smetáček

Supraphon SU 4314-2

https://www.supraphon.com/album/748972-dvorak-te-deum-mass-in-d-major-bi...

Bildnachweis:
Animalmusic.cz / Supraphon.cz
prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Kultur, Musik | 14. November 2023, 08:04 Uhr
Supraphon gibt zwei CDs mit Kammermusik des wichtigsten tschechischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts heraus / Von Michael Magercord

Prag - Er ist der wichtigste tschechische Komponist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr wäre der 2006 verstorbene Viktor Kalabis einhundert Jahre alt geworden. Zwei CDs mit Kammermusik geben einen tiefen Eindruck des Wirkens dieses ebenso bedeutenden wie bescheidenen Mannes.

Kalabis war vielleicht kein ausgesprochen religiöser Mensch, und doch leitete ihn in seinem Schaffen die Annahme, dass unser menschliches Dasein immer von den großen Momenten der Kartharsis in eine neue Richtung gelenkt werden. Also von jenen Bruchpunkten, an denen eine aufgestaute Energie aus einer zwanghaften Ruhestellung zu einer Entladung kulminiert, bis dann in eine Phase der Ausgeglichenheit - religiös würde man von Reinheit sprechen - eintritt. Diese Daseinsregel gelte sowohl im Leben wie in der Politik - und somit für einen Komponisten zwangsläufig in der Musik. Das umfangreiche symphonische Werk von Kalabis legt unabhängig der Jahre seiner Entstehung Zeugnis davon ab, ob es sich nun um seine fünf Symphonien oder die beiden Violinkonzerte handelt.

Das heißt aber nicht, dass sich die Musik über die vielen Jahre hinweg völlig gleichen würde. Denn die Zeitumstände sind immer andere, ebenso die Wahrnehmung darüber, worin der Zwang besteht, der zu jener Ruhe führt, aus der nur eine Entladung beenden kann. Was ja vielleicht das besondere an der historischen Situation unter dem Kommunismus und seines Endes in Europa war, dass tatsächlich beinahe die ganze Gesellschaft die gleiche Wahrnehmung einer Bedrängnis teilte. Ob Arbeiter oder Künstler: die Zwanghaftigkeit der lebensbeschränkenden Ruhe empfanden die meisten Menschen im damaligen Ostblock gleichsam bedrückend, und zumindest in dem ersten Jahrzehnt nach der samtenen Revolution die freie Lebensweise gleichsam beglückend. Das mag heute nicht mehr so sein, woher vielleicht auch die extreme Zuspitzung der unterschiedlichen Wahrnehmung und Benennung der als "unfrei" empfundenen Umstände rührt. Zugespitzt könnte man sagen: Nach der Kartharsis ist vor der Kartharsis.  

Ob der Musikschaffende tatsächlich in der Lage ist, mit seiner Musik die Dinge, die ihn bestimmt haben, so auszudrücken, dass auch ein Hörer sie genauso wahrnehmen wird? Zumindest machen es uns die modernen Komponisten des östlichen Teils Europas leichter, ihr Anliegen zu vermitteln. Denn ihre Modernität bestand im Gegensatz zu ihren westlichen Kollegen nicht in der Konterkarierung des Vorangegangenen, sondern seiner bewussten Weiterentwicklung. Somit lässt sich bei einem so in seiner Zeit stehenden Komponisten wie Viktor Kalabis bestens nachvollziehen, wie er in der jeweiligen Entstehungszeit nach dem Ausdruck seines Empfindens rang. Und möglicherweise am innerlichsten noch an seinen Kammerwerken. Zwei CDs eröffnen uns dafür eine ganz besondere Gelegenheit: drei Kammersonaten aus bewegten und unbewegten Zeiten, sowie die Einspielung seiner sämtlichen Klavierstücke.

Die beiden Sonaten für Klavier und einmal Cello und dann Klarinette entstanden in den Schicksalsjahren 1968 und 1969, und ihre Struktur und Grundstimmung liest sich wie ein Tagebuch der Ereignisse um Ende das Prager Frühlings: Dramatisch, stolz und trotzig am Beginn, meditativ und resigniert am Schluss die erste Sonate, die während des Einmarsches der Armeen Warschauerpaktstaaten entstand. Traurig und trotzdem widerständig die zweite Sonate, in der die bissige Klarinette sich steigert in die höchsten Register, um schließlich zu erschöpfen. 1982 entstand schließlich die Sonate für Geige. Es ist die meditativste der dreien, zieht sich ins Innere zurück und erlebt dort ihre eigenen Momente der Reinheit und Klarheit.

Die Klavierwerke umfassen einen Zeitraum von 1947 bis 1999, also über all die Wendezeiten hinweg, in denen sich das Leben des Komponisten vollzog. Denn früh geriet Viktor Kalabis - wie so viele seiner künstlerisch und wissenschaftlich engagierten Landsleute - in den Zwiespalt der "neuen Zeit". Neu sollte alles werden, aber im Grunde war es eine Periode des Stillstandes. In diesem Netz aus der Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität gefangen, wurde auch der Komponist einerseits Bestandteil des Systems: Er übte seinen Beruf im staatlichen Rundfunk aus, komponierte teils für die große Bühne und gewann damit Staatspreise. Gleichzeitig aber wirkte er auch immer in einem kleinen Kreis Gleichgesinnter, in deren Auftrag so manches musikalisches Kleinod entstand. Die wunderbar von Ivo Kahánek eingespielten Klavierstücke gehören zum Letzteren. Drei umfangreiche Klaviersonaten stehen neben kurzen, aber klanglich reichen "Akzente" genannten Studien.

Diese Musik aus einer Spanne von über fünfzig teils starren, teils sehr bewegten Zeiten lässt keine Gefühlswahrnehmung aus. Und vielleicht ist es ja der Umstand, der diese Musik so besonders berührend macht, dass die tatsächliche gesellschaftliche und politische Kartharsis, die sich während dieses Komponistenlebens zutrug, sich als einer der hellsten historischen Momente unserer jüngeren Geschichte entpuppte. Alle Ereignisse, die nach den samtenen Revolutionen von 1989 und 1990 als epochale Bruchpunkte erkennbar wurden, ließen unsere Welt dann eher wieder verdunkeln. (mm)

 

Alle Angaben zu den erwähnten CDs mit Musik von Viktor Kalabis:

Drei Sonaten

Jamník (Cello), Paulová (Klarinette), Fišer (Geige), Kahánek (Klavier)

SU 4210-2

Hörbeispiele unter: https://www.supraphon.com/album/412673-kalabis-sonatas-for-cello-clarine...

 

Sämtliche Werke für Klavier

Ivo Kahánek

Doppel-CD mit einer Spieldauer von 2 Stunden

SU 4259-2

Hörbeispiele unter: https://www.supraphon.com/album/454014-kalabis-the-complete-piano-works

 

Zudem geben diese Sammlung zeitgenössischer Einspielungen einen Einblick in das orchestrale Schaffen von Viktor Kalabis:  

Symphonien und Konzerte

Tschechische Philharmonie

3 CDs mit einer Gesamtspieldauer von 3 1/2 Stunden

SU 4109-2

Hörbeispiele unter: https://www.supraphon.com/album/4352-kalabis-symphonies-concertos

 

 

Eine Webseite, die Viktor Kalabis und seiner Frau, der Cembalistin Zuzana Růzičková, gewidmet ist, findet sich unter: https://kalabismusic.org/

Bildnachweis:
Supraphon.com - Viktor Kalabis
Rubrik: Kultur, Theater, Oper, Tanz | 26. Oktober 2023, 15:08 Uhr
Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache schmückt die Herbstsaison in der Metropole mit einer exklusiven Kollektion deutschsprachiger Inszenierungen - Kartenvorverkauf ab 21. Oktober

Prag - Der 28. Jahrgang des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache vom 4. November bis zum 3. Dezember zeigt einen Überblick beeindruckender deutschsprachiger Theaterinszenierungen. Vertreten sind das Berliner Ensemble, die Schaubühne Berlin, das Thalia Theater Hamburg, das Schauspielhaus Zürich, das Volkstheater Wien und das Escher Theater aus Luxemburg.

Alle Vorstellungen werden mit tschechischen Übertiteln gezeigt. Teil des angesehenen Festivals ist auch eine tschechische Inszenierung eines ursprünglich deutschsprachigen Textes. Diese wird wie jedes Jahr mit dem Josef-Balvín- Preis ausgezeichnet.

Das Laientheater ŽUMPA Nučice erinnert zudem an ein wichtiges Jubiläum des Festivalgründers Pavel Kohout. Die Vorstellung des Berliner Ensemble Draußen vor der Tür widmen wir dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, einem unserer langjährigen und wichtigsten Partner, der in diesem Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Geboten wird schließlich ein attraktives Off-Programm mit einem Workshop der deutschen Bühnenbildnerin Nina Wetzel, einer Ausstellung ihres bühnenbildnerischen Schaffens sowie einer Fachkonferenz. 

Der Kartenvorverkauf im GoOut-Netzwerk beginnt am 21. Oktober – weitere Informationen auf der Festival-Website www.theater.cz

"Das Motto des diesjährigen Festivals lautet selber schuld und verweist auf die gegenwärtige Weltlage, zu der wir leider alle beitragen. Wir sind selber schuld. Erneut leben wir in einer Welt voller Kriege und blutiger Konflikte, fahren unsere Waffenarsenale hoch und sind taub – Worte dringen nicht mehr zu uns vor. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, sich seine eigene Schuld einzugestehen und einen Ausweg zu suchen“, so Petr Štědroň, Leiter des Festivals.

Eingeleitet wird das prallgefüllte Programm des 28. Prager Theaterfestivals deutscher Sprache mit dem allseits beliebten Theaterausflug. Der führt uns am 21. Oktober ins Wiener Volkstheater. Zu sehen ist dort allerdings eine Produktion der Berliner Volksbühne: Ophelia's Got Talent. Das Stück der österreichischen Choreographin, Regisseurin und Performerin Florentina Holzinger wurde von der Zeitschrift „tanz“ zur Inszenierung des Jahres gewählt. Fluktuation, Reflexion, Reproduktion, Heilung und Gewalt: In Florentina Holzingers neuer Arbeit vollzieht das multidisziplinäre Ensemble aus mehreren Generationen eine physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert.

Richtig los geht es dann am 4. November im Divadlo Archa. Als erstes auf dem Programm steht eine Inszenierung des Thalia Theaters Hamburg mit dem Titel Doughnuts. Autor ist der japanischen Theaterkünstler Toshiki Okada. In seinem Stück nutzt er die Technik des sog. Nō Theaters aus Japan. Für Doughnuts versammelte er dafür eine Handvoll Konferenzgäste in einer Hotellobby. Die Welt ist wie ein Doughnut: viel Rand und in der Mitte ein Loch. Eine Leerstelle, die mit der zunehmenden Erosion aller Gewissheiten immer größer wird... 

Der diesjährige Jubilar Pavel Kohout (*20. Juli 1928) ist Verfasser von drei Gedichtbänden, zahlreichen Dramen, Romanen, Novellen und Erzählungen. Er ist außerdem der Begründer des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache, das er 1996 als Deutsche Theater in Prag ins Leben rief und für das er bis 2008 aktiv tätig war. Als Dank zeigt das Festival am 10. November sein tragikomisches Stück Sex in der Inszenierung des Laientheaters ŽUMPA im Theater in den Weinbergen. Pavel Kohout schrieb Sex in einer außerordentlich trostlosen Zeit „zur Erheiterung seiner Freunde“.

Am 11. November gastiert im Theater in den Weinbergen dann das Berliner Ensemble mit der Inszenierung Draußen vor der Tür – dem „Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“, wie der Autor Wolfgang Borchert es selbst betitelte. Das Drama wurde 1947 erstmals als Hörspiel ausgestrahlt. Es schildert die Lage und die Gefühle vieler deutscher Soldaten, denen der Krieg nicht nur Gesundheit und Familie nahm, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Frieden. Das Stück wurde schon bald nach seiner Veröffentlichung zu einem internationalen Erfolg.

Am 14. und 15. November findet im Divadlo pod Palmovkou ein Gastauftritt des Volkstheaters Wien statt. Gespielt wird das Stück Die Scham der französischen Nobelpreisträgerin Annie Ernaux. Mit nüchterner, glasklarer Sprache und einem unermesslich scharfen Erinnerungsvermögen seziert Annie Ernaux darin ihr schwieriges Verhältnis zur eigenen Herkunft und das unauslöschliche Schamgefühl über ihre soziale Prägung. Ein Text voller Mut und Präzision – und gleichzeitig stets die Zweifel thematisierend, inwieweit ein Text überhaupt Zeugnis ablegen kann.

Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman Im Herzen der Gewalt eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus. In der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen werden gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt deutlich. Die Theateradaptation des Romans feierte ihre deutsche Erstaufführung in der Schaubühne Berlin, in Prag ist sie am 25. und 26. November im DOX+ zu sehen.

Der im vergangenen Jahr gestartete Open Call fand auch in diesem Jahr statt. Ziel ist die Förderung interessanter Autorenprojekte von Schüler*innenn und Student*innen deutschsprachiger Kunstschulen sowie deren Absolvent*innen, denen das Festival einen geeigneten Rahmen zur Inszenierung und Propagierung ihres Werkes bietet. Gewinner des diesjährigen Open Calls ist das Studienprojekt Odysseus kauft sich ein Pferd oder Wie wir Helden wurden von Lena Reißner, die derzeit als Autorin und Regisseurin in Hamburg tätig ist. Gezeigt wird das Stück am 25. und 26. November im Divadlo DISK.

Am 30. November und am 1. Dezember heißt die Neue Szene des Nationaltheaters das Schauspielhaus Zürich willkommen. Das Ensemble zeigt die Inszenierung Gier nach der Vorlage der britischen Dramatikerin Sarah Kane. Lange bevor der Begriff „toxisch“ zur Beschreibung von Beziehungen verwendet wurde, verfasste Kane einen Text über genau solche Beziehungs- und Gewaltverhältnisse. Das zärtlich verzweifelte Langgedicht für vier Stimmen wirft folgende Fragen auf: Ist Intimität immer eine Zumutung? Wie kann man der Gewalt romantischer Liebe entkommen? Und lassen sich die gierigen Stimmen im Kopf überhaupt zum Schweigen bringen? In der jährlichen Kritiker*innenumfrage des Magazins „Theater heute“ wurde die Hauptdarstellerin Wiebke Mollenhauer zur Schauspielerin des Jahres ernannt.

Durch die Präsentation deutschsprachiger Inszenierungen möchte das Prager Theaterfestival deutscher Sprache tschechischen Theatern neue Impulse geben. Daneben zeichnet es mit dem Josef-Balvín-Preis alljährlich auch die beste tschechische Inszenierung eines ursprünglich deutschsprachigen Textes aus. Über den Gewinner entscheidet eine Jury bestehend aus Theaterkritiker*innen. Die Inszenierung des diesjährigen Preisträgers ist am 2. Dezember im Divadlo X10 zu sehen. Ausgezeichnet wurde die Theateradaptation der sog. Wartesaal-Trilogie von Lion Feuchtwanger. Der erste Teil trägt den Titel Erfolg. Als Beitrag zu einem langfristig angelegten Theaterprojekt steht das Stück seit 2021 auf dem Spielplan des Divadlo X10. Der zweite Teil mit dem Titel Die Geschwister Oppermann beschreibt die Zeit kurz vor Hitlers Machtergreifung sowie die ersten Wochen und Monate des Nazi-Regimes. Der letzte Teil der Trilogie, Exil, beschäftigt sich mit dem Schicksal deutscher Flüchtlinge in Paris.

Zum Abschluss des Festivals zeigt das Theater La Fabrika in Holešovice am 3. Dezember eine Koproduktion des Escher Theaters aus Luxemburg und des St. Pauli Theaters aus Hamburg. Die Inszenierung trägt den Titel Im Schatten der Diktatur – Der Schauspieler René Deltgen. Text und Dramaturgie beruhen auf der Zusammenarbeit des in Deutschland wirkenden, belgischen Theaterdarstellers Kristof van Boven und dem luxemburgischen Regisseur Frank Feitler. Im Zentrum des Stücks steht das Leben von René Deltgen, v.a. seine phänomenale Schauspielkarriere zu Zeiten des NS-Regimes.

Das diesjährige Off-Programm ist vor allem der renommierten deutschen Bühnenbildnerin Nina Wetzel gewidmet. Wetzel studierte Bühnen- und Kostümbild an der École Supérieure des Arts et Techniques in Paris. Seither arbeitete sie u.a. für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, die Volksbühne Berlin, das Schauspielhaus Zürich, das Residenztheater München, das Maxim Gorki Theater Berlin, das Burgtheater Wien, das Théâtre Vidy Lausanne, die Opéra de Dijon, die Comédie Française sowie zahlreiche weitere Szenen. Teil des Programms ist ein Workshop mit Nina Wetzel sowie eine Ausstellung ihres bühnenbildnerischen Schaffens in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts Prag und des Divadlo Na zábradlí.

Bildnachweis:
Theater.cz / © Matthias Horn - Berliner Ensemble: Draussen vor der Tür
prag aktuellprag aktuell | 26. Oktober 2023, 01:03 Uhr

Prag - Die Hauptstadt der Tschechischen Republik ist bekannt für die reiche Geschichte, eine atemberaubende Architektur sowie die lebendige Kunst- und Kulturszene. Die Stadt erstreckt sich entlang der Ufer der Moldau und beeindruckt Besucher mit ihren gut erhaltenen historischen Vierteln, darunter die Prager Altstadt mit dem berühmten Altstädter Ring, der von prächtigen barocken und gotischen Gebäuden gesäumt wird. Die Prager Burg, eine der größten Burgen der Welt, thront majestätisch über der Stadt und bietet spektakuläre Aussichten. Prag ist ein kulturelles Zentrum mit zahlreichen Museen, Theatern und Konzertsälen. Kein Wunder also, dass die tschechische Hauptstadt jährlich Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht.

Doch Prag ist nicht nur ein Touristenmagnet – die Stadt gilt auch als wichtigstes Wirtschafts- und Finanzzentrum des Landes. Wir versorgen Sie mit den wichtigsten Infos rund um den Wirtschaftsstandort Prag.

Prager Wirtschaft – beeindruckende Zahlen

In Prag werden rund 25 % des tschechischen BIP (Bruttoinlandsprodukts) erwirtschaftet. Die Stadt gilt damit als leistungsstärkste regionale Wirtschaftszone des Landes. Für das Jahr 2021 betrug das Pro-Kopf-BIP in Kaufkraftstandard 58.216 Euro, womit die Region mit 203 % des EU-27-Durchschnitts die drittbeste Leistung innerhalb der EU erzielte.

In Prag ist fast ein Fünftel aller tschechischen Arbeitskräfte beschäftigt, die Löhne liegen deutlich über dem Durchschnitt (ca. + 20 %). Im 4. Quartal 2020, während der Corona-Pandemie, erreichten die in Prag gezahlten Durchschnittsgehälter 45.944 CZK (ca. 1.800 Euro) pro Monat, was einem jährlichen Anstieg von 4 % entspricht, der jedoch sowohl nominal als auch real unter dem nationalen Anstieg von 6,5 % lag.

Seit 1990 hat sich die Wirtschaftsstruktur der Stadt von der Industrie zum Dienstleistungssektor hin verlagert. Die Industrie ist vor allem in den Bereichen Pharmazie, Druckerei, Lebensmittelverarbeitung, Herstellung von Transportmitteln, Computertechnik und Elektrotechnik vertreten. Im Dienstleistungssektor sind insbesondere Finanz- und Handelsdienstleistungen, das Gaststättengewerbe und die öffentliche Verwaltung von Bedeutung. Auf den Dienstleistungssektor entfallen rund 80 Prozent der Beschäftigung.

In Prag gibt es rund 800.000 Beschäftigte, darunter 120.000 Pendler. Die Zahl der (legal registrierten) ausländischen Einwohner in Prag ist trotz des wirtschaftlichen Abschwungs des Landes gestiegen. Aktuell lebten ca. 150.000 ausländische Arbeitskräfte in der Stadt, was einem Anteil von etwa 18 Prozent entspricht. Rund ein Fünftel aller Investitionen in der Tschechischen Republik werden in der Stadt getätigt.

Auch der Tourismus ist ein wichtiger Teil der Wirtschaft der Stadt. Fast die Hälfte des nationalen Einkommens aus dem Tourismus wird in Prag ausgegeben. Die Stadt verfügt über rund 73.000 Betten in Beherbergungsbetrieben, von denen die meisten nach 1990 gebaut wurden, darunter fast 51.000 Betten in Hotels und Pensionen. Von Ende der 1990er- bis Ende der 2000er-Jahre war die Stadt häufiger Drehort für internationale Filmproduktionen. Die Gründe liegen auf der Hand: Eine Kombination aus faszinierender Architektur, niedrigen Kosten und sehr guter Infrastruktur für Kinofilme hat sich für internationale Filmproduktionsfirmen als besonders attraktiv erwiesen.

Die moderne Wirtschaft Prags ist weitgehend dienstleistungs- und exportorientiert. In einer Umfrage wurde Prag zur besten Stadt in Mittel- und Osteuropa (MOE) für Unternehmen gekürt.

Viel Lebensqualität und Wirtschaftskraft in Prag

Vor einigen Jahren wurde Prag in der Rangliste der höchsten Lebensqualität von „The Economist“ als eine der drei besten Städte Mittel- und Osteuropas eingestuft. Die Stadt wurde zudem im jährlichen „2thinknow“-Index für Innovationsstädte als eine der Top-Nexus-Städte für Innovation in mehreren Sektoren der globalen Innovationswirtschaft gekürt und belegte weltweit Platz 29 von 289 Städten, noch vor Brüssel und Helsinki.

Zu guter Letzt belegte Prag in der Eurostat-Untersuchung den fünften Platz unter den 271 europäischen Regionen in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner und erreichte diesbezüglich 172 % des EU-Durchschnitts. Die Metropole lag damit knapp vor Paris und deutlich vor dem Land Frankreich insgesamt, das lediglich 80 Prozent des EU-Durchschnitts erreichte.

Die Prager Börse: Das Herz der tschechischen Finanzwirtschaft

Der wichtigste Finanzhandelsplatz in der tschechischen Hauptstadt ist die Prager Börse (kurz: PSE). Sie ist der größte und älteste Veranstalter von Wertpapiermärkten in der Tschechischen Republik. Nach einer 50-jährigen Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg und das kommunistische Regime wurde sie 1993 wiedereröffnet. Damit nahm die PSE die Aktivitäten der 1871 gegründeten Prager Waren- und Wertpapierbörse wieder auf. Die PSE wird von einer Gruppe führender mittel- und osteuropäischer Wissenschaftler beraten, darunter der amerikanische Finanzier Raymond Staples.

Die PSE ist per Gesetz eine Aktiengesellschaft. Ihr größter Aktionär ist die Wiener Börse AG mit einem Anteil von 99,54 %. Die Generalversammlung der Aktionäre ist das oberste Exekutivorgan, die Börsenkammer stellt das statutarische Organ dar, das die Geschäfte der Börse führt. Der Aufsichtsrat überwacht die Geschäfte und die allgemeine Funktion der Börse. Das Unternehmen wird vom Hauptgeschäftsführer geleitet, der von der Börsenkammer ernannt und abberufen wird.

Der Handel wird über zugelassene Händler abgewickelt, die auch Mitglieder der Börse sind. Die Ergebnisse des Börsenhandels und andere Daten werden auf der börseneigenen Website veröffentlicht und zudem über Informationsagenturen und die Medien verbreitet. Hier finden sich zudem alle wichtigen Informationen, u. a. zu den großen Indizes wie dem DAX etc.

Eine kurze Exkursion: Was ist der DAX? Der DAX (Deutscher Aktienindex) ist ein Börsenindex, der sich aus den 40 größten deutschen Blue-Chip-Unternehmen zusammensetzt, die an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Es handelt sich um einen Total-Return-Index. Die Kurse werden vom Handelsplatz Xetra übernommen. Der DAX ist das Äquivalent des britischen FTSE 100 und des US-amerikanischen Dow Jones Industrial Average.

Die PSE und ihre Tochtergesellschaften bilden die PX-Gruppe. Neben der Börse sind die wichtigsten Mitglieder der Gruppe die POWER EXCHANGE CENTRAL EUROPE, a.s. (PXE) und der Central Securities Depository Prague (CSD Prague). Die PXE-Gruppe wurde 2007 gegründet und ist eine Handelsplattform in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn. (dap)